Premiere

La flauta mágica / Die Zauberflöte

Eine internationale Koproduktion frei nach Motiven aus der “Zauberflöte” von Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder

Eine fünfköpfige Live-Band, ein sechsköpfiges Ensemble, sechs verschiedene Nationen: In “La flauta mágica / Die Zauberflöte” trifft die mitreißende lateinamerikanische Neukomposition von Horacio Salinas, einem der einflussreichsten chilenischen Komponisten, auf die emotionalen Songtexte der mexikanischen Singer-Songwriterin Julieta Venegas und einen aufwühlenden Theatertext des bekanntesten chilenischen Dramatikers Guillermo Calderón. Regie bei dieser außergewöhnlichen Uraufführung, die Schauspiel und Musik verbindet, führt Antú Romero Nunes. Halb Portugiese, halb Chilene, in Deutschland aufgewachsen, verkörpert er durch seine Biografie und seine Theaterarbeit wie kein anderer die Idee des lebendigen Kulturaustauschs zwischen Deutschland und Iberoamerika. "La flauta mágica/Die Zauberflöte" feiert noch vor der Eröffnung des ¡Adelante!-Festivals Premiere bei dem wichtigsten lateinamerikanischen Festival Santiago a Mil in Chile.

Kritik

Wie soll man das aushalten?

von Georg Kasch

Heidelberg, 1. Februar 2020. "Singen hilft nicht", wissen die Menschen auf der Bühne. Stimmt. Wenn die Situation so verfahren ist wie hier, kann man eigentlich nur heulen: Pamina schwebt im Krankenhaus zwischen Leben und Tod. In einer langen Fiebertraumsequenz erfährt man, warum: Die Gesellschaft hat das Kind kaputt gespielt. Onkel Sarastro missbraucht Pamina sexuell, Mutter Königin interessiert sich nur für sich selbst und Tamino ist ein postromantischer Schnulzier mit Kunstblume und kruden Heiratsplänen.

Singen hilft da nicht. Wie schön, dass sie es dennoch tun! Denn Horacio Salinas hat zu Guillermo Calderóns bitterer Reaktualisierung von Wolfgang Amadeus Mozarts und Emanuel Schikaneders Aufklärungsmärchen eine hinreißende Musik geschrieben, die alle erdenklichen Einflüsse umarmt: Da treffen Latin-Rhythmen auf Mozart-Melodien und Madonnas "Like A Virgin", Tango auf Puccinis "O mio babbino caro"-Arie, Nueva Canción auf naive Romantizismen. All das arbeitet Salinas zu einem warmen, zutiefst menschlichen Klanggebilde aus, liedhaft im Ton, weich und anschmiegsam den Tropicalismo grüßend und derart emotional, dass einem oft unvermittelt die Tränen in die Augen schießen.