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Friede den Villen
von Leonard Haverkamp
Heidelberg, 4. Februar 2024. Die Nachbar*innen sind alarmiert: Im sonst so heilen Viertel "Schöne Neue Welt" hat sich etwas Schreckliches ereignet. Ein Mord! An einer Journalistin! Da liegt sie nun: auf der weißen Halfpipebühne, an deren Seiten sich das Publikum gegenübersitzt. Der Tragik der Situation entsprechend, zieren kajalverflossene Tränen das Antlitz der Toten, die nun durch den Saal blickt. Man hat die Nachrichtensprecherin von "Die Guten Nachrichten" wieder in den Stand gehievt, sie bleibt schließlich eine von ihnen. Um sie herum hat sich die Nachbarschaftswache aus Ex-Fußballprofis, Tierschützerinnen, Hausfrauen und Pullunderträgern versammelt. Es geht immerhin um die Sicherheit im Viertel!
Pressespiegel zu "GUNS"
Jedes Mal, wenn das Teatro El Almacén eine Premiere feiert, ist es the place to be, und das Theaterereignis mit seinen vielen Begegnungen beginnt schon, wenn man sich draußen auf dem Bürgersteig der Ecke mit dem ehemaligen Laden in der Villa Dolores nähert. Die Überraschung in “Guns”, dem neuesten Stück des Teatro El Almacén, beginnt beim Betreten des Raumes, der sich der erzählten Geschichte anpasst. [...] Von der Tribüne aus sieht man eine Art weißen Laufsteg, auf dem diese absurde (oder vielleicht auch gar nicht so absurde) Detektivgeschichte von Leonardo Martínez beginnt. Die Panik vor einer möglichen Bedrohung von außen erinnert an eines seiner früheren Stücke, das ebenfalls von El Almacén uraufgeführt wurde; in “La langosta” entwickelte eine Gruppe von Büroangestellten aus der Enge heraus eine kollektive Neurose. In “Guns” entscheidet nun eine Gemeinschaft von Nachbarn in einer pseudodemokratischen Dynamik über die Sicherheit ihrer Bewohner. [...] Regisseur André Hübener und seine Freunde erzählen diese tragikomische Geschichte grotesk und absurd, ein Markenzeichen des Kollektivs.
Ana Laura Barrios, Brecha
Zweifel, Widersprüche, Überraschungen
Was macht die vermeintliche Angst vor dem Fremden mit einer Nachbarschaft? El Almacén erkundet die Abgründe eines menschlichen Mikro-Kosmos, der als globales Phänomen gelten darf: Besorgte Bürger*innen, die bereit sind, die Sicherheit ihres Viertels selbst in die Hand zu nehmen. Was wiegt mehr dabei – physische oder verbale Waffen? Was zerstört mehr – konkrete Verdächtigungen oder einfach nur das Verbreiten von Verunsicherung? El Almacén lotet mit einem klugen Text und punktgenau überhöhten Figuren menschliche Paradoxe aus und lässt das Publikum in einer außergewöhnlichen Bühnenkonstellation auf ihre Inszenierung blicken.